Gutes Futter für Meerschweinchen erkennen

Tierbesitzer machen sich seit einigen Jahren zunehmend Gedanken um die Ernährung ihrer Lieblinge. Doch während Hunde- und Katzenbesitzer mittlerweile regalweise verschiedenes und zum Teil spezialisiertes Futter für Jungtiere, Senioren oder allergische Tiere kaufen können, finden Besitzer von Nagetieren meist nur eine kleine Auswahl an klassischem Futter für Meerschweinchen, Kaninchen und andere Nager. Doch auch Meerschweinchen profitieren von einer artgerechten gesunden Ernährung, die letztendlich sogar lebensverlängernd wirkt.

Peristaltik und der Stopfmagen

Beim Menschen sorgt eine aktive Muskulatur im Darm dafür, dass die vom Magen weitergereichte Nahrung verdaut und weitertransportiert wird, bis die Überreste vom Enddarm ausgeschieden werden. Diese Muskelaktivität wird Peristaltik (vom griechischen „Peri“ und „Stellein“, etwas in Gang bringen) genannt. Nagetiere wie das Meerschweinchen verfügen jedoch über keine Peristaltik, sondern über einen Stopfmagen: Die verdaute Nahrung wird nur weitertransportiert, wenn von oben neue Nahrung nachgeschoben wird. Ohne Nachschub verweilt die halbverdaute Nahrung im Darm und beginnt zu Gären – dies kann für das Meerschweinchen lebensgefährlich sein. Verweigert ein krankes Meerschweinchen die Nahrung, ist dies ebenfalls gefährlich. Bei den ersten Anzeichen, bitte sofort den Tierarzt aufsuchen!

In freier Wildbahn knabbern Meerschweinchen ständig faserreiche Gräser und Kräuter um dem Magen Nachschub zu liefern. Für Meerschweinchen, die als Haustiere gehalten werden, ist Heu die naheliegende Alternative. Heu liefert den Tieren einerseits die für die Verdauung benötigten Fasern und andererseits Vitamine und Nährstoffe.

Heu richtig füttern

Heu sollte nicht einfach als Häufchen in den Meerschweinchenkäfig gelegt werden. So verschmutzt es schnell, wird feucht und unappetitlich. Besser ist es, eine Heuraufe am Meerschweinchenkäfig zu befestigen und regelmäßig kleinere Mengen Heu nachzufüllen. Heu sollte nicht älter als einen Tag sein. Bleibt Heu übrig, sollte es aus der Raufe genommen und durch frisches Heu ersetzt werden. Wer seinen Tieren etwas Gutes tun möchte, wählt hochwertiges Wiesenheu, idealerweise aus biologischem Anbau. Das Heu sollte nicht staubig sein (dann niesen die Meerschweinchen nur) und aus verschiedenen Gräsern und Kräutern bestehen. Ob es den Meerschweinchen schmeckt, ist leicht daran zu sehen, wie schnell das Heu aus der Raufe verschwindet.

Weiteres Futter für Meerschweinchen

Das normale in Tierfachgeschäften und Supermärkten erhältliche Meerschweinchenfutter ist nur eingeschränkt empfehlenswert. Vielfach stecken auch Inhaltsstoffe in der Zusammensetzung, die für das Meerschweinchen gar nicht geeignet sind, oder viel zu viel Zucker. Eine Alleinfuttermischung ohne Zuckerzusätze mit reichlich Vitamin C kann als Ergänzung zum frischem Heu sinnvoll sein, sollte aber stets nur einer von mehreren Ernährungsbausteinen sein.

Das für Meerschweinchen wichtige Vitamin C kann zum Beispiel auch durch frisches Gemüse und Obst (Saftfutter). Als Faustregel gelten mindestens 10% des Körpergewichtes des Meerschweinchens täglich als Saftfutter. Gemüse ist dabei besser als Obst, das voller Fruchtzucker steckt. Empfehlenswerte Gemüsesorten sind Brokkoli, Gurken, Möhren, Paprika, Steckrüben und verschiedene Salate. Kohlsorten und Hülsenfrüchte sind für Meerschweinchen nicht geeignet, da sie zu Blähungen führen und die empfindliche Verdauung des Tiers durcheinanderbringen. Beim Obst sind vor allem Beeren und Äpfel eine gute Wahl.

Was der Mensch als Unkraut bezeichnet, kann für das Meerschweinchen eine Leckerei sein. Löwenzahn zum Beispiel, Huflattich Giersch, Brennnessel, Kamille oder Schafgarbe. Grünfutter sollte jedoch nur aus dem eigenen Garten oder auf wilden Wiesen gesammelt werden. Kräuter am Straßenrand sind zu stark belastet.

Zahnpflege mit Holz

Nicht zuletzt sollten Meerschweinchen regelmäßig Äste zum Knabbern (z.B. von Obstbäumen, Birken oder Buchen) bekommen. Diese sind für Meerschweinchen weit gesünder als Knabberstangen und Leckerlis aus dem Handel, die häufig Zucker und Getreide enthalten. Die Äste sind für die Zahnpflege des Meerschweinchens von großer Bedeutung. Da die Zähne niemals aufhören zu wachsen, müssen sie regelmäßig durch das Holz abgeschliffen werden. Ansonsten wachsen sie irgendwann so lang, dass das Tier nicht mehr richtig fressen kann.

Ein letzter Tipp: Wenn das Meerschweinchen seinen eigenen Kot frisst, ist dies kein Anlass zur Sorge. Es handelt sich dabei nicht um den normalen Kot mit den nicht-verwertbaren Pflanzenresten sondern um Caecotrophe, auch Blinddarmkot genannt. Im Blinddarm wurde dieser Kot bereits halb verdaut und wird nun quasi zum zweiten Mal verdaut. Dadurch können sich die Tiere besser mit Vitaminen versorgen – ähnlich wie es die Wiederkäuer tun.