Chinaseuche und Kaninchenpest: Infektionskrankheiten beim Kaninchen

Schon die Namen klingen drastisch: Die Chinaseuche, auch kurz RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) genannt, und die Kaninchenpest (Myxomatose) gelten als gefährlichste Infektionskrankheiten beim Hauskaninchen. Besonders problematisch: 2010 trat erstmals ein neuer Erregerstamm der Chinaseuche (RHD2) auf, der auch geimpfte Kaninchen befallen kann.

RHD und RHD2 beim Kaninchen

kaninchenimpftag

Die Viruserkrankung RHD trat erstmals 1984 in China auf und wurde daher auch unter dem Namen Chinaseuche bekannt. Durch exportierte Zuchtkaninchen und Kaninchenfleisch verbreitete sie sich schon bald weltweit. Auslöser der Krankheit ist ein Calicivirus der ausschließlich Kaninchen und Hasen befällt. Er kann von Tier zu Tier übertragen werden, aber auch von Zwischenwirten wie Stechmücken und Kaninchenflöhen. Obwohl der Mensch gegenüber dem Virus immun ist, kann er ihn ebenfalls übertragen, z.B. wenn er sich um ein infiziertes Tier kümmert und anschließend um gesunde Tiere.

Die Inkubationszeit beträgt 24 – 72 Stunden, ehe die Infektion entweder in der akuten oder perakuten Verlaufsform auftritt. Perakut bedeutet so viel wie „extrem schnell“: In dieser Form zeigt das Kaninchen keine Symptome, bis es plötzlich mit Atemnot zusammenbricht. Es beugt den Kopf weit zum Rücken hin zurück und stößt dabei Schreie aus, während aus den Körperöffnungen Blut fließt. In der akuten Form zeigt das Kaninchen zunächst Symptome wie Unruhe, Fieber, Apathie und Durchfall, ehe der Todeskampf der perakuten Verlaufsform beginnt. Unsichtbar für den Besitzer leidet das Kaninchen auch an inneren Blutungen, durch die es innerhalb kurzer Zeit verstirbt. Nur sehr selten verläuft RHD so mild, dass das Kaninchen überlebt und dann auch gegen das Virus immun ist.

Kaninchenpest (Myxomatose)

Genauso gefährlich wie die Chinaseuche ist die Kaninchenpest, auch Myxomatose genannt. Diese wird von Pockenviren vom Stamm Leporipoxvirus myxomatosis ausgelöst, der ursprünglich aus Südamerika stammt und ganz bewusst in Europa und Australien eingeführt wurde um wildlebende Kaninchenpopulationen zu dezimieren. Da das Virus vor allem von Insekten wie Stechmücken, Kaninchenflöhen, Zecken, etc. übertragen wird, ist heute jedes Kaninchen der Gefahr einer Infektion ausgesetzt. Diese kann z.B. auch erfolgen, wenn im Freien Grünfutter für Kaninchen gesammelt wird, die ausschließlich in der Wohnung gehalten werden.

Die Inkubationszeit beträgt etwa 3 bis 10 Tage. Wie bei der Chinaseuche gibt es auch hier eine akute und eine perakute Verlaufsform. Bei der perakuten Infektion treten in kurzer Zeit Schwellungen im Kopfbereich, insbesondere der Augenlider, auf, ehe das Kaninchen verstirbt. Bei der akuten Verlaufsform macht sich die Krankheit schon einige Tage vorab mit einer ersten Schwellung an den Augenlidern samt Bindehautentzündung bemerkbar. Später folgen weitere Schwellungen am Kopf und im Genitalbereich, ehe das Tier nach 10 – 14 Tagen verstirbt. Weiterhin gibt es eine chronische Verlaufsform, bei der sich am Körper des Kaninchens Pusteln und Knoten bilden. Es kann durchaus überleben, trägt das Virus aber weiterhin in sich und darf nicht mit anderen Tieren in Kontakt kommen.

Schutzimpfungen gegen Chinaseuche und Kaninchenpest

kaninchen

Dank moderner Impfstoffe ist es heute möglich, die eigenen Kaninchen effektiv vor einer Infektion zu schützen. Gegen die klassische Chinaseuche (RHD) ist seit längeren eine Schutzimpfung möglich Mittlerweile sind auch erste Impfstoffe am Markt, die zusätzlich gegen die neue Form RHD2 schützen sollen, die in Deutschland leider noch nicht zugelassen sind. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass das Virus weiter mutiert und neue Formen bildet. Gegen RHD sollte einmal im Jahr geimpft werden, gegen RHD2 zweimal im Jahr.

Auch für die Myxomatose ist ein Impfstoff erhältlich. Empfohlen werden zwei Impfungen im Frühling und Spätsommer, damit der Impfschutz genau dann besonders stark ist, wenn viele Insekten unterwegs sind, die das Virus übertragen können. Weiterhin ist ein Kombi-Impfstoff gegen Myxomatose und RHD erhältlich. Jungtiere werden erstmals einige Wochen nach der Geburt geimpft.

Der eigene Tierarzt gibt gerne Auskunft zur Situation im Heimatort und zum idealen Impfschema.

Wie lassen sich Chinaseuche und Kaninchenpest verhindern?

Kaninchen Impfen

Impfungen sind der einzige wirklich effektive Schutz. Zusätzlich ist es sinnvoll, Außengehege möglichst mit Insektengittern zu schützen. Stehendes Wasser, z.B. durch Wassernäpfe im Gehege oder Blumenuntersetzer in der näheren Umgebung, bietet Mücken ein perfektes Brutgebiet und sollte daher vermieden werden. Wer gerne Grünfutter im Freien für seine Kaninchen sammelt, sollte es unbedingt auf Insekten überprüfen und gründlich waschen. Weiterhin sollte der Kontakt zu wilden Kaninchen und Hasen vermieden werden. Bei der Außenhaltung ist dies z.B. leicht umzusetzen, wenn ein Zaun um den eigenen Garten verläuft und in einigem Abstand dazu, ein zweiter Zaun das Kaninchengehege einzäunt.

Ist es einmal zur Infektion gekommen, kann der Tierarzt versuchen, das Tier mit speziellen Präparaten zu stärken, doch die Überlebenschancen sind gering. Wurde die Krankheit eindeutig diagnostiziert, ist es sinnvoller, dem Kaninchen einen qualvollen Tod zu ersparen.