Für Tierhalter und Tierärzte ist es eine der schwersten Entscheidungen überhaupt: Wie lange sollte das geliebte Haustier am Leben gehalten werden und wann ist der Zeitpunkt für einen Abschied gekommen? Ein sehr emotionales Thema, bei dem es nur selten eine ganz eindeutige Antwort gibt.
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Lebenserhaltende Maßnahmen müssen verhältnismäßig sein
Den Hund einschläfern zu lassen, nur weil er alt geworden ist und mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge braucht, ist für einen echten Tierfreund natürlich keine Option. Viele Tierärzte weigern sich auch, ein Tier ohne offensichtlichen Grund einzuschläfern, nur weil der Halter es scheinbar loswerden möchte. Sie können sich dabei auf das Tierschutzgesetz stützen. Dieses droht mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe, wenn „ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund getötet wird„.
Schwieriger ist die Lage, wenn das alt gewordene Haustier eine teure Operation benötigt, ohne die es stark leiden würde. Anders als beim Menschen, bei dem die gesetzliche Krankenkasse einspringt, müssen Behandlungen beim Tier aus eigener Tasche finanziert werden. Und für viele Tierhalter sind hohe vierstellige Summen für eine Operation samt Nachbehandlung einfach nicht zu stemmen. Manchmal sind Ratenzahlungen möglich, doch manchmal steht am Ende auch die Erkenntnis, dass es besser ist, den finanziellen Ruin der Familie zu vermeiden und das Haustier frühzeitig aus einem leidensstarken Lebensabend zu befreien.
Wenn es Zeit zum Loslassen ist…
Manchmal ist die Lage auch umgekehrt: Der Tierarzt rät dazu, das unheilbar kranke Tier, das unter starken Schmerzen leidet, zu erlösen, doch der Tierbesitzer mag sich nicht von seinem Liebling trennen. Hier muss zunächst jeder Fall individuell bewertet werden. So neigen viele alte Hunde zu Blindheit oder Lahmheit, doch ihr Handicap hindert sie nicht daran, weiterhin Freude am Leben zu haben. So lange sich der Halter weiter um das Tier kümmert und ihm z.B. durch Tragen das Überwinden von Treppen abnimmt, gibt es keinen guten Grund, dem Tier das Leben zu nehmen. Leidet es jedoch aufgrund eines stark fortgeschrittenen Tumors unter starken Schmerzen und eine Heilung ist absolut ausgeschlossen, sollte sein Leiden nicht künstlich verlängert werden. Ein guter einfühlsamer Tierarzt wird dies dem Halter in einem Gespräch klar machen und ihm Zeit geben, Frieden mit dieser Entscheidung zu machen. Einen echten Tierliebhaber zeichnet es aus, dass er die Bedürfnisse des Hundes oder der Katze über die eigenen Bedürfnisse stellt.
Ein sanfter Übergang
Wer möchte nicht am liebsten „sanft entschlafen„, wenn das Ende bevorsteht? Genau dies ermöglicht eine fachgerechte Einschläferung: Dabei wird das Tier zunächst in den Zustand einer tiefen Narkose versetzt und gleitet friedlich in den Tod über. Für den Besitzer ist dies natürlich eine schwere Zeit, doch wer seinem Haustier einen letzten Gefallen tun möchte, sollte vorher und während der Injektion Ruhe bewahren. Schluchzen, lautes Trösten und ähnliches vermitteln ihm lediglich, dass etwas nicht stimmt. Besser ist es, Hund oder Katze sanft zu streicheln – oder im Zweifelsfall das Behandlungszimmer zu verlassen, wenn der Gedanke an den Abschied unerträglich ist. Später ist immer noch Zeit für einen privaten Abschied, zum Beispiel bei einer Beerdigung im eigenen Garten.
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